Oh was ein Tag... Am Abend zuvor entschied ich mich aufgrund der sehr guten Prognose und der geringen Windvorhersage, doch noch mein Glück bei meinem Chef zu versuchen. Um 23 Uhr schrieb ich ihm eine Nachricht, ob ich am kommenden Tag eventuell frei bekommen könnte und ging nach ausgiebiger Wetterecherche voller Hoffnung ins Bett...
Und tatsächlich - seine Antwort: "mach es"! Yuhuu!
Somit auf und versuchen den Plan umzusetzen - ein 100km FAI Dreieck :)
Ich packe gemütlich meine Sachen, trinke noch ein Kaffe und auf an den Schauinsland. Der Plan war, es mal richtig früh vom Schauinsland aus zu versuchen. Eigentlich ein später Berg von dem man
erst zwischen 11:30 und 13:00 los kommt. Doch ich wollte es mal vor 11 Uhr versuchen. Die Kollegen wollten erst später kommen, also nicht verwunderlich, dass ich um 10:30 noch ganz alleine war
:)
Die Windräder standen still und ein leichter windzug strich den Berg hinauf. Ob das reicht...
Egal, wenn nicht geht es eben nochmal hoch.
Selten habe ich mich so entspannt fertig gemacht und war tatsächlich um 11Uhr startklar - auf gehts!
Und dann... ein leichtes Piepsen... also sanft direkt nach dem Start eingedreht und ja.. es piepst weiter! Geil!
Langsam aber sicher schraube ich mich über den Startplatz und winke den Ausflüglern an der Gipfelstation, die sich sichtlich freuen und munter zurück winken- einfach herrlich!
Ich verusche den Grat zu überhöhen um die Ostflanken mehr zu nutzen und siehe da es gelingt. Ich überhöhe den Gipfelturm, winke noch einmal und fliege tief in die Ostflanke ein. Es trägt und steigt weiter - der Plan geht auf :)
Ich genieße die immer herrlichere Aussicht und den Blick auf die Alpen während sich über und neben mir immer mehr Wölkchen bilden. Nach dem ich an der Ostflanke knapp 1800m getankt habe geht es in den Beschleuniger und ab Richtung Feldberg. Über dem "Toten Mann" mal wieder der verlässliche Bart, der mich mit über 3 m/s nach oben direkt unter die Wolke bringt – durchatmen und freuen.
Jetzt kommt die meist nicht ganz leichte Passage. Den Feldberg richtig anfliegen um ihn auch überqueren zu können. Doch bei knapp 2000m eigentlich kein Problem. Ich arbeite mich langsam Richtung Südflanke vor und genieße dabei mal wieder in vollen Zügen den Ausblick. Einfach was feines über dem höchsten Gipfel des Schwarzwaldes zu drehen. Dabei den Feldsee, den Schluchsee und den Titisee im Blick und im Hintergrund die Schneebedeckten Alpen. Ein Traum!
Ich komme kurz ins Schwitzen, als nicht gleich der Bart anzieht und bin umso erleichtert dann wieder einen zuverlässigen Bart gefunden zu haben und mich wenige Minuten später auf fast 2200m zu befinden.
Zeit für ein zweites Frühstück und eine „Pinkelpause“. Zweiteres klappt nicht – shit! Pinkelkondom abgerutscht, was ich zum Glück noch rechtzeitig gemerkt habe. Doch diese Entdeckung sorgt für Unruhe… wie soll ich so noch weitere 4-5 Stunden fliegen….?
Naja, erstmal wieder konzentrieren und weiterfliegen. Die Passage vom Feldberg zum Hochfirst hat es meist nochmal in sich. Ich schlängel mich den Wolken entlang und komme so relativ safe an und drehe wieder auf über 2000m auf.
Ich habe es geschafft und bin in der Konvergenzzone angekommen – jetzt die Aussicht genießen, den Segelfliegern und den ersten Schirmen winken, die mir auf dem Weg zum Gschasi begegnen.
Auf dem Weg sehe ich all die kleinen Wiesen, auf welchen ich bei meinen letzten Versuchen gelandet bin und habe dabei ein fettes Grinsen im Gesicht. Aus 2000m sieht das alles doch vieel entspannter aus :)
Der Weg zum Gschasi ist ein Kinderspiel auch wenn die Blase mehr und mehr drückt. Am zweiten Wendepunkt angekommen, sollte nun eigentlich das Heimspiel kommen. Die Elztalstrecke, die man ja schon x-mal vom Kandel aus geflogen ist. Doch ab dem Hörnleberg wird die Luft immer zäher und der Wind stärker… Shit, die Konzentration lässt nach, die Blase drückt und die Bedingungen nerven.
Ich sehe mich schon vor Waldkirch am Bodenstehen und versuche auf Baumhöhe nochmal aufzudrehen. Es gelingt und ich kann mich an die Flanke am Landeplatz vor mogeln. So, jetzt sollte es doch nochmal gehen. Doch bei jeder Kurve drückt die Blase,.. also mit weniger Gewichtsverlagerung fliegen.. Oh man, ich komme kaum den Kandel hoch, kann das wahr sein!?
Mit viel Geduld gelingt es mir schließlich und ich freue mich, über dem Südgrad angekommen zu sein. Die Blase drück inzwischen so sehr, dass ich dem Versuch im Stehen zu pinkeln nicht mehr wiederstehen kann. Und es geht – ohne auch nur einen Tropfen auf dem Gurtzeug zu haben – Erleichterung! :)
Doch die Luft wird deshalb auch nicht leichter und so verbringe ich die letzten Minuten mit Schwalben und Falken im Glottertal. Es wir klar, ich schaffe es heute leider nicht mehr nach Hause und somit bleibt das 100km FAI noch als Ziel für weitere Flüge bestehen. Auch nicht so schlimm.
Ich freue mich, müde und nach 5 ½ Stunden auf einer kleinen Berghangwiese eingelandet zu sein.
Ein toller Flug mit wunderschönen Eindrücken, der mir nochmal richtig Vertrauen zu meinem neuen Schirm gegeben hat!
Genial - ich werde sicher nun öfter so zeitig vom Schauinsland starten! :)